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BS One Foot, Münster. Foto: Dennis Scholz
BS One Foot, Münster. Foto: Dennis Scholz
Erstellt von Jan-Philip | Feature

Daniel Krassowski - Ein typischer Skatetag: damals und heute.


Wie sieht für dich ein typischer Skatetag aus? Iriedaily Teamfahrer Daniel "Krasse" Krassowski hat sich dazu so seine Gedanken gemacht...

Was ist das, ein richtiger Skate-Tag? Und was genau macht diesen Skate-Tag im Detail aus? Wenn einer die Antwort darauf weiß, dann sicherlich Daniel "Krasse" Krassowski. Der Iriedaily Teamfahrer hat seit seinen Skateboard-Anfängen Mitte der 80er unzählige Skate-Tage erlebt und ist mit nunmehr 40 Jahren weiter fleißig am Skate-Tage zählen. Und er plant auch nicht, damit aufzuhören.

Krasse, 40 (*1975), zum ersten Mal auf dem Brett 1984. So richtig halbwegs angefangen ca. 1986, erstes eigenes breites, geiles Board: 1988, Claus Grabke Santa Cruz Melting Clock.

"Unser Horizont war anfangs nicht viel weiter als die Dorfgrenze."

In den Jahren, als ich anfing zu skaten, waren die Skate-Tage immer verdammt lang und geil. Die Zeit der Rampen in all den kleinen und großen Orten war angebrochen und für mich waren diese Rampen und die Straßen drum herum mein typisches Terrain.

Kein einziger Tag war wie der andere. An einem Tag brach die Rampe auseinander, am anderen der Knochen eines Freundes, vielleicht auch meiner. Die Bretter waren erst neu, irgendwann alt und dann fast unfahrbar. Das war definitiv kein typisches, immer gleiches Gefühl, welches ich jeden Tag hatte. Mal skatete ich durchgehend und schlecht, manchmal haben wir nur Faxen gemacht, sind im Sitzen irgendwo runtergefahren, nackt, was weiß ich. 

Dann gab es Tage an denen man auf einmal doch den Ollie den Bordstein hoch schaffte und das war auf keinen Fall typisch! An manchen Skatetagen lernte man auch, zu fallen: richtig zu fallen und wieder aufzustehen. Skaten halt. An anderen Tagen lernte man nichts, hatte aber trotzdem Spaß mit Freunden, gepaart mit Freiheit. Skaten halt.

"Wir eroberten, was uns fahrbar erschien. Überall!"

Unser Horizont war anfangs nicht viel weiter als die Dorfgrenze und das war vielleicht ein bisschen typisch für diese Zeit. Ich spreche übrigens von den Jahren Ende der 80er und Anfang der 90er. Wir waren Kids, hatten noch keine Ganztagsschule und somit eine Kindheit - vielen Dank dafür!

Die Clique war groß und wir skateten jeden Tag. Aufstehen, Festnetzverabredung. Raus in die Siedlung, wo wir unsere selbstgebauten Rampen skateten, lachten, fielen, uns gegenseitig halfen, wieder aufstanden und einfach frei waren. Es hat so viel Spaß gemacht und deshalb war es typisch das Brett zu schnappen und mit seinen Freunden die Zeit zu genießen.

Wir hatten irgendwann - mit vielleicht 14 Jahren - die Idee, mal nicht immer nur unser Dorf zu skaten. Eine Skatehalle gab es ja nicht. Wir eroberten, was uns fahrbar erschien. Überall! Unsere Eltern erlaubten uns den Zug zu nehmen und unsere umliegenden Dörfer zu entdecken. Und auch die große Stadt war auf einmal möglich.

Man sah Skater, hatte Zugriff auf Magazine und dann auch mal ein VHS Video - heftig! Mit Tricks zurückspulen und so - geil! Heute untypisch, diese riesigen Kassetten kosteten damals um die 100 Mark und man wartete Monate darauf, vielleicht sogar länger. Sie hatten einen hohen Wert damals. Schätze eines Skaters! Es wurde mit dem ersten Video zum Ritual, diese Bewegtbilder ebenfalls als Motivationsspritze zu verwenden. Man bekam Input von Profis! Ich wusste ja früher nicht mal was das sein sollte: ein Profi.

Jetzt kam es nur noch irgendwie darauf an, auf was man von all dem Krempel selber steht. Denn daraus ergibt sich irgendwann der zukünftige Weg: typische Skatetage zu haben, die man als solche beschreiben könnte.

"Mich reizt es bis heute zu skaten, was jedwede Örtlichkeit bietet."

Auch heute ist jeder Skatetag für mich immer noch anders. Genau wie früher passieren immer neue Dinge, treten neue Menschen in meinen Kreis, alte gehen oder bleiben auch. Zum Glück.

Es kann gut laufen, Tricks klappen schön und sauber, fühlen sich geil an. Vielleicht hab ich was Neues gelernt, vielleicht fahre ich schlecht und nichts klappt. Ich weiß es vorher nie, ob es ein erfolgreicher oder unerfolgreicher Skatetag wird. Es ist typisch, dass ich eine Idee für den Tag habe und sie umsetzen kann. Das kommt oft vor. Manchmal aber klappt rein gar nichts, irgendwer ist zu spät, man hängt an einem Spot fest, ein Brett bricht – oder sogar etwas anderes. Auch typisch.

Es kann sein, dass ich Lust habe ein bisschen gemütlich an den Stadtwerken in Münster zu rollen. Einfach pushen, ein paar "normale" Tricks machen, ein paar Leute spontan und unverabredet treffen. Vielleicht will ich mich aber auch verabreden, weil ich mit vielen Menschen sehr gerne zusammen skate. Für Skaten, und für mich, typisch: Freiheit!

"Skaten ist untypisch und nicht allgemein erklärbar."

Wenn man sich diesem Holzbrett widmet, die Möglichkeiten erkennt und auch nutzen kann, dann wird ein typischer Skatetag eine Überraschung. Egal ob positiv oder negativ.

Wenn man durch viele Zeiten geskatetet ist, vieles so für sich entdeckt und erlebt hat, das genossen hat und weiß, was man vom Skaten zu erwarten hat, dann weiß man es zu schätzen, mit allen Ecken und Kanten, Schmerzen, Verletzungen, euphorischen Flashs, einzigartigen Erlebnissen, neuen Entdeckungen. Genau das macht Skaten für mich einfach nur spannend und einzigartig, weil es alle Möglichkeiten bietet, die ich brauche und nutze. 

Skaten ist untypisch und nicht allgemein erklärbar. Eine gewisse Faszination hat es einfach und deshalb tun wir das. Ein typischer Skatetag hat bei mir immer eine Faszination. Ein typischer Skatetag beginnt für mich immer mit der Lust draußen zu sein und irgendwas zu erLEBEN. Ich überlege etwas, doch das Ziel muss nicht feststehen. Ich organisiere mich und andere, oder eben nicht. Ich motiviere mich und andere, manchmal auch nicht, schaue Videos oder nicht....

Skaten hat etwas mit der Sichtweise und der eigenen Persönlichkeit zu tun, nicht nur mit Tricks. Meine Sichtweise auf die Stadt in der ich rolle, auf Skateboarding allgemein, auf meine Fitness und Motivation, mein Equipment, Zeit, meine Skatebuddies und auch einfach das Wetter, all das bestimmt wie mein typischer Skatetag aussieht. Frei. Typisch frei, dennoch anhängig von etlichen Faktoren.

"Ich skate wann und wo ich will und kann, so lange es geht"

Jeder meiner Skatetage beginnt mit dem Verlangen, raus zu gehen und sich zu bewegen. Alles, was dann passiert, ist absolut offen. Kaum Zeitpläne, keine starren Abläufe, nur Druck, den ich mir für die richtigen Leute, geile Tricks und coole Spots selber machen möchte.

Ich skate wann und wo ich will und kann, so lange es geht und mit fast jedem, am liebsten mit den alten Freunden. Hauptsächlich die Straßen Münsters. Und damit meine ich ganz Münsters! Ich suche Spots: seit nunmehr 4 Jahren - in allen Stadtteilen. Alle Hinterhöfe, Schulen, Straßen und was sonst noch möglich ist, wird abgeklappert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mein Bike ist ein Klapperhaufen ohne Griffe, ohne Bremse, ohne Licht und lediglich der 1. Gang funktioniert.

Ich bin im Winter mit diesem Gefährt durch Schnee und Eis gefahren, war in seltsamen und ungemütlichen Ecken Münsters, hatte aber Erfolge beim Suchen und deshalb tue ich das immer wieder. Manchmal alleine, manchmal nicht. Neue Spots, neue Möglichkeiten!

"Ich glaub, ich gehe skaten - jetzt!"

Alles gehört für mich zu Skateboarding und alles ist typisch für Skateboarding, wie ich es sehe, fühle und tue.

Es ist früh, ich hab Zeit, keinen Plan wer, wie, was, wo und das Wetter sieht zunächst mal gut aus. Regnet es, finde ich eine andere Location. Meldet sich niemand, gehe ich alleine raus, treffe vielleicht wen, vielleicht auch nicht. Vielleicht läuft es gut, ich habe Spaß, vielleicht mach ich auch was heftiges, oder breche mir was. Was weiß ich. Start, Verlauf, Ende - offen... Ich will nur raus mit meinem Brett und Freunden, typisch.

Oder, dachtet Ihr alle, es sei Dienstag und Donnerstag Training, von 19-21 Uhr, Tricks werden geübt, dann duschen, ein Bier mit den Trainingskollegen, ab nach Hause?!? Am Wochenende Wettbewerb, Trikot an, Schoner um, Skater XY ist besser, ich höre auf, lohnt nicht. Habe mir weh getan, zu hoher Preis, Angst..... Entscheide mich für Synchronschwimmen - Skaten ist hart. Nein, so einfach ist es mit dem Skaten nicht. 

Ich skate weiter, das ist typisch.

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