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Erstellt von T. Gentsch | News

Skateparks unter die Lupe genommen | Dortmund-Hombruch


Ein neuer Riesenpark inmitten des Ruhrpotts!

Das Bild des klassischen Skateparks hat sich in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt. Statt mit langweiliger Fertigbauweise bauen die meisten Städte und Kommunen mittlerweile neue Parks unter Einbeziehung der gestiegenen Bedürfnisse der Skateboarder und deren Wünschen. Das ist wichtig, denn wenn eine Kommune schon viel Geld für einen neuen Park aus Ortbeton investiert, sollte das Ergebnis längerfristig nutzbar und vor allem auch für Skateboarder jeder Alters- und Könnenklasse interessant bleiben. Während wir im Rahmen vergangener Skatepark-Checkouts des Öfteren über Projekte in eher kleineren Gemeinden berichtet hatten, geht es dieses mal in eine Großstadt, genauer gesagt nach Dortmund. Im Herzen des Ruhrgebiets gelegen, stellt Dortmund ein sehr großes Einzugsgebiet dar und alleine deshalb ist ein adäquater Outdoor-Park in der Metropole mehr als angemessen und von Nöten; ganz besonders, nachdem im Sommer 2020 der „Utopia-DIY“ am Dortmunder "U" weichen musste.

Eigentlich hatte man mit dem „U“ einen Park in Dortmund, der allen Ansprüchen genüge tat. Naja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, sagen wir fast allen. Mit DIY Projekten ist es immer so eine Sache. Je mehr Herzblut in einen solchen Ort gesteckt wird, desto schmerzlicher ist ein Verlust. Und auch wenn der Boden am „U“ alles andere als überall perfekt war und die Obstacles zum Teil etwas abenteuerlich gestaltet waren, hatte der Ort einen Charme, den man nur schwer woanders wiederfinden würde. Alleine der Standort inmitten der Innenstadt war unschlagbar und Offenheit und Weitläufigkeit standen diesem in nichts nach.

Doch genug zur DIY-Park Situation in Dortmund, schließlich hat die Stadt eine Größe, die gerne auch mehreren Outdoor Parks eine Heimat bieten kann. Im südlichen Stadtteil Hombruch befindet sich schon seit vielen Jahren das Jugendzentrum „Epizentrum“, unter anderem mit einem angegliederten kleinen Skatepark, der jedoch schon lange in die Jahre gekommen ist. So wurde schon vor 10 Jahren eine Erweiterung bzw. ein Neubau geplant, zumal mit der Fläche des nebenan gelegenen Dirt-Parks ein adäquates Areal vorhanden war.

Städtische Mühlen mahlen bekanntlich langsam und so fand vor 5 Jahren dann endlich ein Planungsgespräch zwischen namenhaften lokalen Skaterboarder:innen wie Patrick „Skippy“ Vetter und Lara Michalski (Keuninghaus) sowie den Verantwortlichen des Jugendzentrums und Vertretern der Stadt statt. Der grundsätzliche Gedanke, so Lara, war „einen Park zu planen, der sich am Lentpark in Köln orientiert“. Gerne größer, aber dennoch verspielt und vor allem mit vielen kleineren Obstacles, die dennoch ein hohes Spaß-Potential bergen. Soweit die Idee.

Leider, zumindest aus Lara´s Sicht, kam dann am Ende alle etwas anders. Wo und an welcher Stelle die Eingebungen der Locals verloren gingen, vermag man an dieser Stelle nicht mehr ganz nachvollziehen zu können, aber es ist ziemlich offensichtlich, dass von der „Lentpark“-Vorlage am Ende nur noch wenig geblieben ist. „Man merkt einfach, dass in Hombruch das Planungsbüro von einem BMXer federführend war“ sagt Lara und fügt hinzu, dass „gerade für Anfänger die kleinen Obstacles fehlen. Wir haben hier kein kleines Curb, keine kleine Quarter und will man einfach mal eine runde SKATE spielen oder Flat fahren, geht man eher in den alten Park um die Ecke, als hier von Scooterkids und BMXern umgefahren zu werden.“ Die läge vor allem auch an den durch die Dreiecksform bedingten Fahrwegen, so Lara, da "eigentlich alle von der Hip aus starten, egal in welche Richtung sie gerade fahren wollen". Von etwas, was sich neuerdings als „größter Skatepark Deutschlands“ schimpft, habe sie und viele der Locals sich jedenfalls weitaus mehr erwartet.

Doch wie sieht das Ganze für einen "Nicht-Local" aus? Betritt man den Park zum ersten Mal von der beschriebenen Parkplatzseite aus, wird man geradezu überwältigt von dem Anblick der kurvenreichen Transitions. Der erste Bowl ist genau das, was man sich als Anfänger wünscht, der zweite geht direkt in die Kategorie „gnarly“ (ähnlich gestaltet wie der in Köln an der North-Brigade) und der dritte erinnert mit Tunnel und Doorway eher an einen Park im US-Bundesstaat Oregon als an Dortmund-Hombruch. Was hier auf den Fotos vielleicht noch „ganz mellow“ aussieht, ist in „real“ einfach nur gnarly und man darf sich dann schon fragen, wer das Ding überhaupt fährt!? Zudem fügt Lara hinzu, dass „das der Snake-Run Bowl nicht ungefährlich ist, da man überhaupt nicht überblicken kann, wer sich gerade hinter der Brücke in der Schüssel befindet“. Sprich, es kann passieren, dass man durch den Tunnel fährt und dann in eine Horde Scooter-Kids rast, was schon eine gewisse Gefahr birgt.

Und hier stellt sich eine essenzielle Frage: In Deutschland skaten etwa 90% aller Skateboarder Street. Liegt dies daran, dass es einfach keine Bowls/Pools gibt, oder würden die Leute bei einem größeren Angebot von Bowls trotzdem nur Street fahren? Schaut man zu dieser Frage nach Düsseldorf, wo seit Eröffnung des Parks in Eller 2018 Jedem eine riesige Bowl-Landschaft zu Verfügung steht, muss man (leider) feststellen, dass dieser nur spärlich von Skateboardern genutzt wird. In Dortmund und Umgebung gibt es glücklicherweise so manche Transition-Fahrer, die sich wie Bolle über den kurvigen Beton freuen, daher scheint es an dieser Location durchaus angebracht zu sein, drei verschiedene Trannie-Monster zu platzieren. Dennoch darf man sich ruhig mal Gedanken darüber machen, ob bisweilen ein bisschen Weniger nicht ein bisschen Mehr (und in der Folge „mehr Streetbereich“) wäre. Und an alle Biker: Man waxt kein Poolcoping! Wenn man mit Peks an einer solchen Stelle nicht grinden kann, dann ist das eben so!

Fazit:
Geschmäcker sind verschieden. Vergleicht man die Aussagen unserer "Tester" sind diese doch sehr weit von denen mancher Locals entfernt. Unterm Strich kann man auf jeden Fall sagen, dass man in Dortmund-Hombruch einen modernen Skate-Park vorfindet, in dem sowohl Street- als auch (oder vielleicht gerade) Transition-Skater eine Menge Spaß haben können. Will man die Locals ein wenig mehr begeistern, sollte die Stadt vielleicht mal über variable Nutzungszeiten nachdenken. Dann würde, wie Lara sagt, "der Park sicher auch weitaus besser funktionieren"!

 

Wichtige Fakten über den Park:

Adresse: Deutsch-Luxemburger Str.,44225 Dortmund (mit dem Auto Kieferstraße 42 eingeben, dann links auf den Parkplatz hinterm "Watermann" parken/siehe Kreuz auf der Karte)

Mit der Straßen/U-Bahn an der Haltestelle Hombruch Hallenbad aussteigen

Planung: Betonlandschaften (mit Unterstützung von "Dietsches Pools")

Bau: Max Häring

Größe: 10.000 qm

Bauzeit: ca. 12 Monate

Scooteraufkommen: 7 von 10 Punkten, im Sommer nach der Schule die Hölle

Unsere Fahrer geben dem Park durchschnittlich: 8 von 10 Punkten