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Erstellt von Stefan | News

Telling Stories - Das Josh Stewart Interview


Josh Stewart im Interview für unser Brettkollegen New York Special.

Zum großen Finale unseres New-York-Specials haben wir uns den „Static“-Filmer Josh Stewart höchstpersönlich ins Boot geholt.

Mit Static IV/V gewann er den TWS-Award in der Kategorie „Best Video 2014“. Und Aaron Herrington, der das Video mit seinem Part eröffnete, wurde zeitgleich als „Best Rookie 2014“ ausgezeichnet. Das scheint nicht weiter verwunderlich bei der unverkennbaren Leidenschaft, die Josh in diese Videos gesteckt hat.

Hey Josh, viele unserer jungen Leser werden dich und die „Static“-Serie vermutlich noch nicht kennen. Erzähl doch mal kurz, wer du bist, wo du herkommst, wo du lebst und was du dort so treibst.

Klar, gerne. Mein Name ist Josh Stewart und ich bin ein Skateboard-Filmer, der in New York City lebt. Vor über 20 Jahren habe ich in meiner Heimatstadt Tampa/Florida angefangen, Skatevideos zu produzieren. Damals war es noch viel einfacher, wahrgenommen zu werden, da es nur eine Handvoll Leute gab, die Independent-Skatevideos gemacht haben. Durch den Skatepark of Tampa kamen natürlich regelmäßig richtig gute Skater in die Stadt. So habe ich angefangen, Videos mit der lokalen Szene zu filmen, weshalb sich die ersten drei „Static“-Videos größtenteils um Tampa-Skater drehten. 1999 fing ich an, mit einem neuen Konzept zu arbeiten, das Underground-Skater der gesamten US-East Coast zeigen sollte. Die Mainstream-Produktionen konzentrierten sich zu dieser Zeit stark auf Kalifornien, die East Coast wurde ziemlich ignoriert. Da dachte ich mir, die Ostküste könnte mehr Aufmerksamkeit bekommen. In den Skatemags drehte sich damals alles um Handrails, um große Gaps und Schulhöfe. Mich interessierte aber die urbane Street-Skateboarding-Szene viel mehr. Ich wollte ein Video machen, das sich stärker um Style und Ästhetik dreht, weniger um technisches oder Banger-Skaten. Dieses Video war also das erste mit dem Namen „Static“. Es kam 2000 heraus. Seitdem habe ich alle drei Jahre ein neues „Static“-Video rausgebracht.

Außerdem haben wir hier eine Distribution, die wir aus unserem Apartment in Brooklyn, NY, heraus betreiben. Wir vertreiben Brands wie Polar, Magenta, Traffic, Hopps und unseren eigenen Brand Theories in den USA. Wenn ich also nicht filme, arbeite ich in der Distribution.

Stichwort New York City. Was ist das Besondere an dieser Stadt?

Ich bin wie gesagt in Tampa aufgewachsen, was 2.000 km südlich von NYC liegt. Als ich anfing, an „Static III” zu arbeiten, mietete ich mir ein Zimmer in New York, um eine Hälfte des Videos hier filmen zu können. Aber schon nach dem ersten Tag wusste ich: Ich muss hierherziehen! Die Stadt bot mir einfach all das, was mir in Tampa fehlte. Die USA sind ja ein sehr junges Land. Daher sind auch die meisten Städte noch relativ jung, mit generischer Architektur und langweiligen Strip Malls. Verglichen mit anderen US-Städten hat New York aber bereits eine weit zurückreichende Geschichte. Daher findet man hier, wo man auch hinschaut, Geschichte, verblüffende Architektur und Design. Das bietet eine unglaubliche Kulisse für Filme, insbesondere für Skatevideos. Die Stadt hat auch eine besonders starke Kunst-, Musik- und Film-Historie, was auch die Kreativität als Skateboarder und Filmer anregt.

Was kannst du der heutigen Skater-Filmer-Generation mit auf den Weg geben? Es gibt ja zum Beispiel immer wieder diese HD- und VX-Debatte. Worum geht es heutzutage bei einem guten Skatevideo oder clip?

Diese VX-HD-Debatte wird zurzeit häufig geführt. Einige nehmen das Thema sogar ziemlich ernst. Ich halte das aber für ziemlich bescheuert. Man kann meiner Meinung nach mit mehr oder weniger jeder Kamera sehenswerte Skatevideos machen. Im Grunde liegt alles am Filmer, wie er die Geschichte erzählt und welche Atmosphäre er mit seiner Kamera erzeugt. Es gibt etliche Beispiele von Skatevideos, die in HD gefilmt wurden. Ich meine, das „Cherry“-Video ist ein perfektes Beispiel für ein HD-Video mit krasser Ästhetik und einem super Vibe. Du kommst dabei nicht ein einziges Mal auf den Gedanken, dass dieser HD-Kram dir irgendwie gar nichts brächte. Es sieht einfach nur gut aus und hat einen hervorragenden Flow. Außerdem gibt es Projekte wie die Bronze-Videos, wo die Footage aus HD, VX und anderen x-beliebigen Kameras vermischt wurde. Das spielt dabei aber überhaupt keine Rolle, weil die Videos so bizarr sind, die Jungs einen so guten Job machen, dein Interesse halten und deine Phantasie anregen, so dass du zu keinem Zeitpunkt daran denkst, wie beschissen manche Aufnahmen oder Kameras sind.

Also wenn ich den Kids von heute einen Tipp geben soll, dann ist es definitiv der, dass die Geschichte, die man mit dem Edit erzählt, die Musikwahl und das Gesamtkonzept viel wichtiger sind als die Kamera. Alles, worauf es also ankommt, ist, dass du eine Stimmung oder ein Erlebnis kreierst, das krass und neu ist. Ich meine, das ist heute sogar noch wichtiger, als immer etwas Einzigartiges oder etwas Anderes zu machen. Zu zeigen, was in deiner Crew anders und besonders ist oder deine ganz eigene Sicht zu entwickeln, das ist viel eher das, worauf es ankommt, als die Kamera, die du verwendest oder wie technisch das Skaten im Video ist.

Ich weiß, du magst diese Frage nicht so sehr, aber was kommt als nächstes? Wirst du in New York City bleiben? Wirst du weiter filmen nach dem großen „Static“-Finale? Oder machst du mehr Business mit Theories und filmst weniger?

Haha … ja, irgendwie hasse ich diese Frage, denn sie zwingt mich dazu, mein Leben zu betrachten und mir die Frage zu stellen: „Was zum Teufel machst du als Nächstes?“. Ich hasse auch irgendwie, wie austauschbar alles heutzutage geworden ist. Die Leute schauen ein Online-Video, vergessen es sofort und gucken das Nächste. Mein Ziel mit Static IV war es, irgendwie gegen diesen Video-Trend anzugehen, wie ein Taschentuch benutzt und dann weggeworfen zu werden. Um als Filmer tatsächlich einen guten Job zu machen und ein bedeutungsvolles Stück abzuliefern, muss man richtig in die Sache eintauchen, Herz und Seele in ein Projekt stecken. Und so etwas braucht eben etwas Zeit … 

In der heutigen Skateboard-Kultur scheint es kaum Platz für Langzeitprojekte zu geben. Die Leute konsumieren Dinge und vergessen sie ebenso schnell, sodass es künftig schwierig werden wird, viel Zeit und Energie in ein einziges Projekt zu stecken. Als wir Static IV released haben und die Leute mit einem 70-Minuten-Video erschlagen haben, das aber immerhin auch über sieben Jahre gefilmt wurde, da war so etwas eine echte Herausforderung – angesichts dessen, was die Leute heute so gewohnt sind. Doch genau das mag ich! Ich hoffe, dass ich damit die Leute ermutigt habe, selbst eigene Full-Length-Videos zu filmen.

Ich selbst werde definitiv weiter filmen und Videos machen. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass Static IV/V die letzten dieser Serie waren. Vermutlich werde ich nicht mehr ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit aufbringen können, um es richtig zu machen. Da hör ich lieber mit so einem Projekt auf, mit dem ich happy bin, und respektiere die Geschichte der Serie. Ich werde mich bestimmt mehr auf Theories of Atlantis konzentrieren und versuchen, es zu optimieren, neue Grafiken zu designen und bald ein Promo-Video herstellen. Ich möchte außerdem ein dokumentarisches Projekt umsetzen, über das ich schon eine ganze Weile nachdenke. Es scheint ein guter Zeitpunkt zu sein, etwas Neues auszuprobieren. Daher hoffe ich, damit bald durchstarten zu können.

Fotos: Pep Kim

Interview: Stefan Isbrecht

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