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Erstellt von T. Gentsch | News

COS Cup München - The German Skateboarding Championship Series


Zwischen Brezen, Bier und Stewardessen

Kreuz Biebelried, Geiselwind, Nürnberg Feucht und Ingolstadt – sobald man den Weg der Autobahn in Richtung München beschreitet, wird man unweigerlich mit dem „Polizeistaat Bayern“ konfrontiert. An jedem dieser „Knotenpunkte“ wartete ein ziviles Einsatzfahrzeug des ach so wachsamen Freistaates nur darauf, „wilde Irokesenschnitt tragende Jugendliche“ zu verfolgen und aus dem fließenden Verkehr zu ziehen. Zum Glück fielen wir mit dem weißen Titus Van scheinbar nicht ins Raster, da die genau 666 Kilometer lange Fahrt am Freitagnachmittag ansonsten einfach NOCH länger gedauert hätte; zu verbergen hatten wir schließlich nichts, aber die Zeit spielte bei einer solchen Strecke dann doch eine Rolle. Nach 8 anstrengenden Stunden hatten wir dann unser Ziel, den Franz-Josef Strauß Airport, schließlich erreicht und konnten kaum glauben, wo wir uns befanden: Auf einem COS Cup in München.

Die Landeshauptstadt Bayerns war 2019 zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder Gastgeber für einen COS Cup und das war auch gut so. Denn, trotz der hohen Polizeipräsenz ist München einfach geil. Die Stadt taugt und die Skater und ihre Szene(n) gehören zu den weltoffensten, die ich je kennenlernen durfte. Zudem hat sie ein völlig unterschätztes Potential an Fahrern zu bieten, die äußerst divers und progressiv Skateboard fahren. Somit war es mehr als überfällig, dort mal wieder einen COS Cup zu starten, der im MAC Forum des einzigen 5-Star Airports Europas ausgetragen wurde.

Als wir am Samstagmorgen zur Fläche kamen, fiel sofort die große Menge an entweder unbekannten oder auch bekannten, aber sonst nie zu COS Cups reisenden Gesichtern auf. Auffallend schön war auch, dass Fahrer wie Joscha Aicher und Mario Ungerer sich die Ehre gaben und auch äußerst ambitioniert mitfuhren. Fuck, sogar Stefan Lehnert kam am Sonntag kurz vorbei, wurde per Wildcard ins „Masters Finale“ befördert, quasi fürs Auge, und bewies kurzerhand, dass man auch mit über 40 noch sicher Handrails skaten kann. Keine Wildcard wird es in den nächsten Jahren allerdings für den DC „Tannenbaum“ geben, der den ganzen Sonntag durch massives „In den Weg fahren“ auffiel – Red Card my Friend, fahr doch einfach das nächste Mal den Wettbewerb mit!

Ebenso auffallend war das Publikum, was sich aus den Münchener Skatern, Wochenendbesuchern des Airports sowie Fluggästen zusammensetzte. Die Bayern, dass muss man erneut betonen, legten auch als Publikum eine astreine Performance ab. Es wurde angefeuert, geklatscht und zum Teil auch geschrien was das Zeug hält, hatte ein Fahrer eine gute Line. Das beschränkte sich jedoch nicht nur auf ihre lokalen Größen, sondern es wurden lautstark einfach alle Fahrer unterstützt, die mutig genug waren, vor einer solchen Kulisse abzuliefern. LOB!

Gute Lines hatten einige Starter, aber schon am Samstag fielen besonders Santino Exenberger und Josh Junkes auf. Josh hatte endlich mal einen Stay-On Run und das wussten auch die Judges zu würdigen. Allerdings war Santino nahezu unschlagbar, was einfach an seiner Art zu Skaten und seinem unfassbar hohen Tricklevel liegt. Trannie, Tech, Rail, er kann einfach alles skaten und das mit einem Style, wie es sich für einen erst 18-jährigen eigentlich nicht gehört; zu ausgereift sieht das alles einfach schon aus! Doch auch Thomas Weber und Octavio Trindade begeisterten, neben den zuvor schon genannten Münchenern, mit sicheren Runs und einer guten Trickwahl – der COS Parcours hat eben doch schon so einiges zu bieten!  

Besagte Fahrer, plus martin Huppertz, waren es dann auch, die im Finale gegeneinander antraten. Hier ging es besonders in der „Controlled Jam Session“ so Richtig zur Sache und es war schön zu sehen, wie die Fahrer klug ihre Lines wählten. Die Geräuschkulisse erreichte besonders bei Santinos Runs ein selten gehörtes (COS) Level und der junge Mann nahm verdient den Sieg mit nach Schwaz bei Innsbruck. Doch auch bei den Ü-30 Fahrern, dieses Jahr in „Masters“ umbenannt, gab es äußerst ansehnliches Skateboarding zu bestaunen. Conny Mirbach beeindruckte ganz besonders mit Kreativität und Style und schob sich zwischen Julius und den Gewinner Jakob Dohse aus Karlsruhe. Jennifer Schneeweiß gewann mehr oder weniger souverän die Girls-Division, doch mit der zweitplatzierten Fiona Wessely aus München rückte eine bisher unbekannte Fahrerin verdammt nah an sie ran; Respekt!

Zwischen dem Finale und der Siegerehrung fand dann noch der Ravenol Barrel Jump statt, und auch dieser war in München von anderer Güte, als man es von den ganzen COS Cups im Rest der Republik gewohnt war. Bestimmt 10 Fahrer versuchten ihr Glück, allerdings war für viele nach 7 oder 8 Fässern Ende. Dass Mack McKelton sicher zu den „am längsten Springenden“ gehören würde, war relativ klar, aber dass sein „Endgegner“ der absolut unbekannte und junge Nepo war, hätte ich nie vermutet. Zu Nepo gehörte ein großer (weiblicher) Fanclub und angeheizt vom kräftigen Applaus schafften er und Mack dann letzten Endes beide 10 Fässer. Much Respect! Am Vorabend hatte auch noch der „Teufel Best Trick“ Contest stattgefunden, den Gökan Eray mit einem, zumindest auf einem COS Cup nie gesehenen, Backfoot Flip Fs Boardslide am Rail. YES! Nach der Siegerehrung ging es für unsere Crew sofort zurück nach Münster und diese Rückreise wird wohl eine der schnittigsten der Geschichte gewesen sein – und dass sogar ohne Cops!

Danke an alle Starter und die Orga, die Münchener Skateszene und den Flughafen München. Das war alles eine Spitzenkombi und wir hoffen, im nächsten Jahr wieder am Start sein zu dürfen. Bis doa hi bleibs ozapft!