Ecko Unltd. COS Cup Stuttgart | Die Süddeutsche Meisterschaft 2018
Saunazeit im Stuttpark
Fotos & Text: T. Gentsch
Wer die COS Cup Serie genauer verfolgt, wird festgestellt haben, dass die Serie zur deutschen Meisterschaft im Skateboarding meistens auf Messen oder in einer „Skateboard-fremden“ Umgebung, wie zum Beispiel der Gamescom, stattfindet. Hierfür gibt es den transportablen COS Parcours, der logischerweise immer derselbe ist. Für die süddeutsche Meisterschaft hat man sich allerdings entschieden, in eine der besten Skatehallen Deutschlands zu gehen: den „Stuttpark“ in Stuttgart. Und auch wenn der Event im Hochsommer stattfand, in unseren Breiten weiß man ein halbes Jahr vorher nie, wie das Wetter denn werden wird; auch im Juli kann es schließlich regnen. Am Wochenende des 14.-15.07.2018 war man von Regen allerdings so weit entfernt, wie Deutschland vom Einzug ins WM Finale, was sicher ein Grund für die geringe Anzahl der Starter war.
Als ich Samstagmittag in Stuttgart eintraf und die Halle betrat, kam ich mir vor, als ob ich geradewegs eine Sauna betrat. Das Atmen fiel schwer und das erste, wonach ich mich sehnte, war ein kaltes Bier. Also schnell die Tasche abgelegt, einen Verantwortlichen gesucht und kurze Zeit später hatte ich ein Blondes in der Hand – kein kühles Blondes! Die Kühlschränke des „Stuttpark“ hatten es über Nacht nicht fertiggebracht, Bier und Fritz Cola anständig zu kühlen, was bei etwa 40° Grad in der Halle schon sinnvoll gewesen wäre. Das war schon ein Schock, zumal sich abzeichnete, dass auch Ralles Zapfanlage an diesem Wochenende den Temperaturen nicht gewachsen war.
Der zweite Schock folgte einige Minuten später als ich Dayna vom COS traf. Sie fragte mich, oder besser verkündete, dass man daran denke, den gesamten Contest am Samstag durchzuziehen. Was ich von der Idee hielt wollte sie wissen und ich entgegnete ihr fragend, wie viele Starter es denn gäbe. „20“ war ihre knappe Antwort und in diesem Moment wurde mir schlagartig klar, dass nichts gegen ein Durchziehen des Wettbewerbs an einem Tag spräche. Also hieß es für mich schnell die Kamera zusammenzubauen und anzufangen Bilder zu schießen.
Während ich meinen Rucksack absetzte, freute ich mich, so einige bekannte, aber länger nicht gesehene Gesichter zu sehen; vor allem von Leuten, die nicht auf jedem COS Cup anwesend sind. So war zum Beispiel Lem Villemin nach langer Contest-Abstinenz mal wieder am Start, ebenso Fitschi und Erik Müller. Doch wo waren Andi Welther, Robin Wulf und die ganzen anderen Stuttgarter Granaten? War es ihnen zu heiß für die Halle? Wahrscheinlich, an den Rampen kann es jedenfalls nicht gelegen haben.
Doch gerade dieser Punkt ist ein an der COS-Cup Serie oft kritisierter – die Obstacles. Wie oft habe ich schon Fahrer darüber meckern hören, dass „die Rampen immer dieselben“ sind, und außerdem die Contests „immer auf irgendwelchen Messen oder son Scheiß“ stattfinden. "Man solle doch mal öfters in feste Skatehallen gehen, dort ginge dann sicher auch mehr"; ja, so Sätze hört man oft. Doch was passiert, wenn man es denn dann einmal tut? Nichts, bzw im wahrsten Sinne des Wortes sehr wenig. Schon seit zwanzig Jahren bin ich bei COS Contests und muss den Fahrern, für deren Meinung ich grundsätzlich immer ein offenes Ohr habe, wiedersprechen. Oder besser, ihnen sagen, dass „in eine feste Halle gehen“ noch lange nicht bedeutet, dass dann auch mehr Teilnehmer kommen. Nein, eher das Gegenteil ist der Fall. Als es vor zwei oder drei Jahren einen COS Cup in der Mr. Wilson Halle in Kassel gab, waren ebenfalls nur rund 20 Starter gemeldet, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht lag das alles aber auch wirklich nur am Wetter...
So oder so, man hatte sich für ein Durchziehen an einem Tag entschieden und das war dann letzten Endes auch gut so. Samstagabend konnten alle schön Party machen und man musste keine Angst haben, seine Platzierung vom Vortag zu verlieren. Allerdings, was gab es überhaupt für Platzierungen? Wenn man einen Contest mit 20 Teilnehmern an einem Tag durchzieht, verfährt man natürlich auch ein wenig anders als gewohnt in den Vorentscheidungsläufen. Wie das dann allerdings in Stuttgart durchgezogen wurde, war zum Teil etwas befremdlich. Wie oft ich den Satz „wir gehen zurück zum Anfang der Starterliste“ in meinem Leben schon gehört habe, vermag ich nicht zu sagen. Dass dieser Satz in Stuttgart nicht fiel, lag daran, dass man nach dem ersten Run den Fahrern nochmal 5 Minuten Practise gab. Warum? Keine Ahnung, vielleicht hatte man Angst, ansonsten „zu früh“ fertig zu sein!? Dann aber hinzugehen und direkt einen Cut auf 6 Finalisten zu machen, ist sehr harsch gewesen. Man hätte die langen Practise-Sessions lieber ausfallen und stattdessen ein Semi-Final stattfinden lassen sollen. So kamen ziemlich abenteuerliche Ergebnisse zustande, was nicht zwingend am „System“, wohl aber auch an den Judges gelegen hat.
Es macht schon sehr viel Sinn, ein festes Judge-Team wie das des COS zu haben. Alle sind eingespielt, unparteiisch und kennen sich im Skateboarding sehr gut aus. Das Gefühl hatte man bei der „Vertretung“ in Stuttgart nicht gerade (in Stuttgart griff man auf lokale Judges zurück, da die Süddeutsche Meisterschaft nur in die COS-Serie eingebettet und kein reiner COS Event war). Sicher, alle 6 Finalisten sind gut geskatet, aber wie kann es sein, dass ein Adrian Hirt mit einem kompletten Stay-On Run nicht ins Finale kommt!? Nicht nur das, obendrein wurde er nur 10., hinter Leuten, die beispielsweise nur Grabs und Boardslides machten. In Stuttgart schien es einen ausgeprägten „Local-Bonus“ zu geben, ebenso wie den „Kiddie-Bonus“; beides hat aber in einer „Pro-Division“ nun mal nichts verloren. Seltsam war letzten Endes irgendwie auch, dass Lem vor Justin gewann, aber sei es drum, Justin konnte damit sicher leben und Lem freute sich riesig über seinen neuen Süddeutschen Meistertitel. Die amtierende deutsche Meisterin Jennifer Schneeweiß gewann bei den Girls und Jonas Rosenbauer in der Ü-30 Gruppe. Herzlichen Glückwunsch an alle!
Was bleibt ist ein Fazit zur Süddeutschen Meisterschaft in Stuttgart im Rahmen der COS Cup Serie zu ziehen. Dass ein eigespieltes Team das A und O einer solchen Veranstaltung ist, wird jedem klar geworden sein. Auch wenn es bisweilen nur Kleinigkeiten sind, in der Summe hinterlassen sie ein „Gschmäckle“, wie der Schwabe sagen würde. Man braucht einfach kompetente Judges, wenn es um Geld und vor allem die deutsche Meisterschaft geht. Die Verantwortlichen einer Halle sollten stets vor Ort sein, von Anfang bis Ende der Veranstaltung. Wird ein Contest an nur einem Tag durchgeführt, sollte es selbstverständlich sein, dass diese Personen dafür sorgen, das auch über jegliche Kanäle zu kommunizieren. Es war schon peinlich, am Sonntagmittag einer Großfamilie erklären zu müssen, dass es heute kein Skateboarding für die Kids zu bestaunen gibt. Und schlussendlich braucht man einfach Ralle – dann ist das Bier nämlich definitiv kalt! Wir sehen uns am 28.-29.07.2018 in Emsdetten zum nächsten Tourstopp!