Wenn eine Stadt im Ruhrgebiet sinnbildlich für die ehemals größte Industrieregion Deutschlands steht, ist es, zumindest gefühlt, Oberhausen. Hier wurde vor fast 250 Jahren die erste Eisenhütte der Region in Betrieb genommen, weshalb die Stadt den Beinamen „Wiege der Ruhrindustrie“ trägt. Wo früher rauchende Schlote und verrußte Häuserfassaden das Stadtbild prägten, stechen nach Ende der Stahlindustrie vor allem Einkaufs- und Freizeitangebote hervor. Das Centro Oberhausen ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und vom Gasometer bis zur Turbinenhalle haben ehemalige Industriegebäude neue Funktionen eingenommen. Was Skateboarding angeht, gehörte Oberhausen jedoch eher zu den weniger bekannten Städten des Ruhrgebiets. Während man schon Anfang der neunziger Jahre ins Dortmunder Keuninghaus zu Contests pilgerte und INC-Cups (COS Vorgänger Serie) von Herne bis Essen auf mobilen Rampen stattfanden, schlug man in Oberhausen höchstens an den „OLGA-Rails“ ab Beginn der 2000er Jahre auf.
Skateparks unter die Lupe genommen | Oberhausen
Ein neuer Skatepark für die "Wiege der Ruhrindustrie"!
Ein Blick ins Internet verrät allerdings, dass es in Oberhausen grundsätzlich schon einige Parks gibt. Diese gehören jedoch entweder Epochen an, in denen das Gasometer noch in Betrieb war oder bestanden oder bestehen aus schäbigen Holzrampen wie eben auch im „Open Airea Skatepark“ am Oberhausener Kaisergarten. Glücklicherweise strebt die Stadt weiterhin nach einem Strukturwandel und was macht da mehr Sinn, als einen zeitgemäßen Betonpark zu errichten, der auch Skateboarder aus dem weiteren Umkreis anzieht? Richtig, NICHTS!
Nun gehört die Stadt Oberhausen zu den ärmsten Gemeinden Deutschlands. Dennoch sahen sich die Obrigkeiten in der Lage, die Trendsportanlange „Am Kaisergarten“ für schlappe 720.000 Euro zu sanieren. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt, allerdings mit einer zuvor schon erwähnten Weitsicht und der Überzeugung, das Geld sinnvoll zu investieren. Richtig so! Zum Glück wird gerade mehr und mehr Gemeinden die Sinnhaftigkeit solcher sportlichen (Begegnungs-) Stätten bewusst, allerdings schaffen es Großstädte wie zum Beispiel Dortmund nicht einmal, ein schon vorhandenes Areal zu erhalten. Es gibt eben auch weniger weitsichtige Stadträte.
Doch zurück nach Oberhausen. Hier wurde auf der „Trendsportanlage“ Open Airea zu Beginn des Jahres 2020 mit sinnvollen Umbauarbeiten begonnen. Kaum genutzte Areale wie Beachvollball Anlage und Inline Hockey Fläche wurden dem für Skateboarder bestimmten Platz einverleibt und die alten Holzrampen gänzlich entfernt. Herzstück wurde ein großer Bowl, in dem man Contests auf internationalem Wettkampfniveau austragen kann – sprich, er wäre tauglich für Qualifikationscontests bei Olympia. Die Streetfläche war laut Planer Ingo Naschold eher nur noch ein „Side-Projekt“, was aber kaum besser hätte realisiert werden können. Mit dem Pumptrack hat man zudem auch einen Ort geschaffen, den nervige Scooter Kids lieben und sich so von der Streetfläche eher fernhalten. Durch diesen zu heizen macht zudem auch jedem Skateboarder Spaß, sodass hier definitiv alle Nutzer auf ihre Kosten kommen.
Was in Oberhausen ganz besonders positiv zu buche schlägt, ist die perfekte Einbeziehung aller Kanten und die entsprechende Nutzbarkeit als Ledges (oder Curbs, wie der Deutsche gerne zu sagen pflegt). Die Rückseiten des Bowls bilden also ein ewig langes Curb, wo sich abwechslungsreiche Lines fahren lassen. Durch die Kreuzform des „Centerpiece“ ergeben sich ebenfalls kreative Wege, die allerdings ab einer gewissen Zahl von Besuchern sicher kaum noch fahrbar sind. Ein Kritikpunkt ist zudem, dass man auf das (zugegeben sehr kleine) Double-Set zwei Mal bergauf anfahren muss. Das runde gelbe Rail ist zudem extrem niedrig, eignet sich daher aber optimal zum Erlernen neuer Tricks.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Helmpflicht im Bowl und man kann nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen der „Open Airea“ in der nächsten Zeit dazu durchringen, diese nur bis zu einem Alter von 18 Jahren durchzusetzen.
Zusammenfassend lässt sich der Park aus „Spaßsicht“ als einer der besseren Deutschlands bezeichnen; ganz besonders wenn er leer ist. Gerade im Sommer wird es hier sicher sehr schöne abendliche Sessions geben, da chillige Sitzgelegenheiten im Schatten vorhanden sind. Wenn dann noch das Bierverbot aufgehoben wird…!
Wichtige Fakten über den Park in Oberhausen:
Adresse: Am Kaisergarten 28, 46049 Oberhausen / open airea
Planung: DSGN CONCEPTS
Baufirma Ortbeton: Yamaton Living Ramps GmbH
Baufirma Tiefbau: VORNHOLT GmbH
Größe: ca. 550qm Bowl & 550qm Street
Bauzeit: 9 Monate inklusive Abbrucharbeiten, Pumptrack und Aufenthaltsflächen
Scooteraufkommen: brutal, aber dank Pumptrack herrscht eine annehmbare Verteilung
Unsere Fahrer geben dem Park: von 7,5 von 10 Punkten