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Erstellt von T. Gentsch | News

TITUS "Destroy the spot" | Amsterdam


Drei Spots um den Bahnhof Sloterdijk zerstört!

Wo in Deutschland zwielichtige Gestalten ihr Unwesen treiben und es in jeder Ecke nach Pisse stinkt, wo leichte Damen ihrem Gewerbe nachgehen und Obdachlose auf dreckigen Matratzen hausen, da finden sich in Holland mindestens fünf Skatespots von bester Qualität. Die Rede ist von Bahnhöfen und deren Umgebung und wie bei so vielen Dingen machen die Holländer einfach vieles anders und vor allem besser. Moderne Architektur und helle Baumaterialien bescheren dem Umfeld niederländischer Bahnhöfe ein meist einladendes Ambiente und da man dort häufig sogar legal Skaten darf, mag man sich fragen, ob eben genau dies das Ziel dieser Gegebenheiten ist. Denn was hell und belebt ist, und Skateboarder beleben einfach jeden Platz, ist kein gechilltes Umfeld für Junkies und Penner – eine einfache Rechnung. So zog es uns im Rahmen der „Real-Street“ Serie „TITUS - destroy the spot“ am zweiten Septemberwochenende 2021 nach Amsterdam-Sloterdijk, wo sich im nahen Umfeld der Station ein wahres Eldorado an verschiedensten Spots auftut. Die Niederländer sind eben einfach gesegnet!

Los ging es an der langen, leicht gebogenen Ledge ohne Abgang und hier herrschte ein äußerst wildes Durcheinander – vor allem da man erst spät auf die Idee kam, für eine Weile nur von der einen und dann von der anderen Seite anzufahren. Dennoch haben die Niederländer eine Mentalität, die es ihnen scheinbar nicht erlaubt zu fluchen und sich über andere Fahrer aufzuregen. Dabei kann man durchaus mal die Nerven verlieren, wenn man zehn Mal auf eine Ledge anfährt, aber nicht zum Absprung kommt. Nicht so die Holländer, aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie sich stets „entspannen“ können. Ich freute mich besonders, Rob Roulaux, Marcel Veldman und Tim Zom zu sehen, denn nicht nur Tricks sind bei einem solchen Event wichtig – vor allem die Pflege guter Freundschaften macht den positiven Charakter eines solchen „Wettbewerbs“ aus.

Am zweiten Spot, dem keine 50 Meter entfernten Brunnen, entspannte sich das Gewusel ein wenig, da man ihn nur in eine Richtung fuhr. Zunächst galt es, aus dem Brunnen anzufahren und „einfach nur etwas raus zu machen“ und hier verpasste ich leider den perfekten Bs 360 Ollie von Keet Oldenbeuving. Nach einer Weile wurde das „Brunnenprogramm“ dann verschärft und fortan galt es von der niedrigen Seite rein und in einer Line an der hohen Seite wieder herauszuspringen. Hier war eindeutig Tim Zom my man, der mit einem Manual Fs 180 out sicher einen der anspruchsvollsten Tricks des Tages ausfuhr. Bart und Jan gaben aber ebenso Gas, wie man an den Sequenzen unschwer erkennen kann. Kurz bevor es dort vorbei war, ging ich mit Rob schonmal zum letzten Spot: einem steilen 13ner Rail.

Hier bestätigte sich mal wieder die Annahme, dass Skateboarding auch eine gewisse Gruppendynamik birgt. Man ahne die leichte Ironie in diesem Satz. Denn, wo andere sagen würden „wer hat schon Bock an einem Contest ein 13ner Rail zu skaten“, entgegnen (niederländische) Skateboarder gerne „Fuck yeah, ich bin dabei!“! Chris Hoeve steckte dann zwar bei seinem dritten 50/50 Versuch einen heftigen Slam ein, stand jedoch wieder auf und grindete das Rail beim vierten Versuch. Nach einem Lipslide, der den heftigen Impact der Stange verdeutlichte, brauchte Lars de Weert ein paar Versuche, aber traute sich dann doch in einen Fs Salad zu springen und schaffte diesen dann auch zum Abschluss des Events. Pechvogel des Tages war sicher Reemy Aniceta, der nach einem Ollie schon beim ersten Versuch einen 360 Flip landete. Wenige Versuche später landete er einen Weiteren, brach sein Board und versuchte es mit einem geliehenen Set-Up erneut. Leider zog er sich dabei eine heftige Fersenprellung zu, sodass er leider aufgeben musste. Der Stoke war dennoch extrem hoch und seine Kollegen feierten ihn fast so doll wie die darauf bekanntgegebenen Gewinner. Hier zeigte sich auch, wie sehr die Jungs den neusten Titus Pro Jelle Maatman zelebrieren, der auf jeden Fall mit aufs Gewinner Bild musste. Ich für meinen Teil beeilte mich, meinen Zug in die Heimat zu erwischen und war nach vier Stunden Zugfahrt wieder in Münster – an einem Bahnhof, ohne einen einzigen Skatespot.